IT-Management mit der GPLI-Suite

Wer:          Jürgen Renfer

Wann:       Die., 23.06.2009; 16:45 - 17:15

Wo:            Foyer

 

Abstract:


Der Einsatz offener Software setzt sich in der betrieblichen Praxis zunehmend durch. So erwartet die Gartner Group in einer aktuellen Studie, das Open Source Software (OSS) in dem betrieblichen IT-Einsatz in den nächsten drei Jahren einen Durchbruch erleben wird. Auswirkungen der Finanzkrise und daraus resultierend sinkende IT-Investitionen können diesen Trend möglicherweise noch verstärken.

Der Verfasser versucht an Beispielen aus der rasanten IT-Entwicklung die Unterschiede offener und geschlossener Innovationen aufzuzeigen. Er arbeitet Erfolgsfaktoren offener Innovationen heraus und zeigt deren Wechselwirkungen auf, die entscheidenden Einfluss auf die digitale Revolution genommen haben. Hierfür greift er auf Erfahrungen zum Einsatz von Open Source Software zurück, die im public sector bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann und als besonders ausgeprägte Spielart offener Innovationen gilt.

Damit diese Darstellung kann am praktischen Beispiel gut gelingen kann, erscheint es erforderlich, solche Praxisbeispiele anzuführen, die auch ausserhalb der öffentlichen Hand adaptiert werden können, um breite, über den public sector hinausgehende Interessentenkreise aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft anzusprechen.

Vergleichbare Anwendungsgebiete der benannten Sektoren finden sich insbesondere im betrieblichen IT-Management, welches in vergleichbarer Weise bei Anwenderunternehmen zum Einsatz kommt. Daneben ist dieser Bereich hinsichtlich Unterstützungs- und Entwicklungsaufgaben auch für IT-Anbieterunternehmen von Interesse. Daher hat der Verfasser in einem einschlägigen Vortrag anlässlich der CeBit 2006 einen ersten Katalog geeigneter OSS-Tools vorgelegt, welche Elemente des IT-Managements in technologischer Sicht wie bspw. Asset Management oder Logging als auch in administrativer Sicht wie bspw. Ticketing oder User Administration abdecken konnte. Nachteilig an diesem Katalog war damals jedoch die mangelhafte Verknüpfung der einzelnen Elemente.

Den zu Grunde liegenden Gedanken, nämlich eine integrierte und erweiterungsfähige Modulsuite für das betriebliche IT-Management als OSS bereitzustellen, haben drei französiche Entwickler zwischenzeitlich vorangetrieben und die Gestion Libre de Parc Informatique (GLPI) entwickelt. Sie bezeichnen das Ergebnis als „Information Ressource Manager mit Administrationsoberfläche“.

Nach näherer Beschäftigung des Verfassers mit der GLPI-Suite sowie zwei dazu erhältlichen Zusatzpaketen und vielfältigen Plugins ist festzustellen, dass die Suite als „Schweizer Taschenmesser“ für den Einsatz im betrieblichen IT-Management gelten kann: was trotz der beeindruckenden Vielfalt an Funktionalitäten für den individuellen Betriebsbedarf noch fehlt, kann aufgrund des offenen Konzeptes selbst ergänzt werden. Damit sind auch Besonderheiten des public sectors abbildbar, weshalb die Suite in diesem Umfeld erste Verbreitung im deutschsprachigen Raum findet, so auch im Praxiseinsatz beim betrieblichen IT-Management des Verantwortungsbereichs des Verfassers.

Der Beitrag ist geeignet, die Stärke und Flexibilität von OSS-Produkten am Beispiel der GPLI darzustellen:
- in völlig unterschiedlichen Branchen von Industrie und Wirtschaft bis zum public sector
- in einer internationalen Gemeinschaft, die Lokalisierungen und Anpassungen an nationale als auch individuelle Anforderungen ermöglicht
- als Beispiel für OSS, die kommerziellen Alternativen nicht nachsteht.

GLPI erfreut sich in seiner internationalen Community wachsender Beliebtheit und wird lebendig weiterentwickelt. Derzeit sind mehr als 1500 aktive Installationen weltweit offiziell dokumentiert. Die Suite darf jedoch aufgrund der überwiegend französichsprachigen Dokumentation ausserhalb dieses Sprachraums noch als echter Geheimtipp und gleichzeitig als OSS-Perle gelten. Während Lokalisierungen – auch die deutschsprachige - fertiggestellt sind, muss eine adäquate Dokumentation noch entwickelt werden; als einziges Manko der Suite.

Der Beitrag unterstreicht den internationalen Character der Berlin Open 2009 und gibt Anregungen für die Adaptierung etablierter OSS-Strategien aus dem public sector für den profit sector.

Abrundend erfolgt die Ableitung der vorgestellten Erfolgsfaktoren für Open Source Produkte auf andere Anwendungsbereiche offener Innovationen.

 

Vortragender:

Jürgen Renfer beschäftigt sich seit mehr als 2 Jahrzehnten mit dem Einsatz der Informationstechnologie im public sector. Nach Tätigkeiten als Software-Entwickler, System-Verantwortlicher und Projektleiter ist er seit 2001 als Leiter der IT-Abteilung einer Behörde, derzeit im Rang eines Verwaltungsdirektors tätig.

Auf Grundlage zweier akademischer Abschlüsse hält er nebenamtliche Lehraufträge zu Themen ITManagement sowie eGovernment und ist als Prüfer in der IT-Personenzertifizierung gemäß DIN EN ISO 17024 tätig. Er wirkt in mehreren einschlägigen Gremien zum IT-Einsatz im public sector sowie zur IT-Fortbildung aktiv mit und hat in diesem Zusammenhang einschlägige Vorträge sowie Fachartikel veröffentlicht.

Im Jahr 2008 wurde Jürgen Renfer beim begehrten IDG-Award „CIO des Jahres“ als Preisträger ausgezeichnet.

 

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