Das Open Source Jahrbuch der TU Berlin ist eine anerkannte Institution. Warum entsteht nun aus dem jährlichen Sammelwerk die Innovationskonferenz "Berlin Open"?
Wir hatten den Eindruck, dass das Format des Open Source Jahrbuchs an seine Grenzen gekommen ist. Wir wollen mit der Konferenz ein Publikum ansprechen, das über den Leserkreis des Jahrbuchs hinausgeht. Die Berlin Open soll die Möglichkeit zum persönlichen Erfahrungsaustausch und zur Kommunikation bieten. Dabei sollen, abseits ausgetretener Pfade, auch neue Themenfelder erschlossen werden, welche bisher weniger im Fokus der Debatte standen.
Welche übergeordnete, gesellschaftliche Botschaft wollen Sie Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Gesellschaft mit der "Berlin Open" vermitteln?
"Offenheit führt zu Innovation" - genau damit ist Offenheit sehr viel mehr als nur Offene Software. Das Prinzip Offenheit hat neue Strukturen geschaffen; auf diese interessanten Entwicklungen machen wir aufmerksam.
An wen richtet sich Ihre Konferenz und wen wünschen Sie sich als Teilnehmer?
Wir sprechen traditionell Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an. Diesen Kreis möchten wir um junge, vielversprechende Wissenschaftler und Unternehmer erweitern, die Offenheit aus ihrer ganz persönlichen Perspektive wahrnehmen.
Ob Wissenschaft, Technologien oder Vernetzung: In fast allen Bereichen wird über Offenheit gesprochen. Welche Voraussetzungen erfordert "Openismus"?
Offenheit kann viele Gesichter haben. Ein wichtiger Punkt ist, ein Bewusstsein für die Vorteile von Kooperation zu entwickeln. Ist die Bereitschaft vorhanden, sich auf Offenheit einzulassen, kann viel erreicht werden.
Wo sehen Sie die größten Chancen für eine offene Stategie und ein offenes Miteinander? Gibt es Bereiche des Lebens, die davon besonders profitieren können?
Schon jetzt hat Offenheit mit Projekten wie Wikipedia einen großen Einfluss auf unsere Gesellschaft. Wir vermuten, dass das Prinzip Offenheit überall Erfolge bringen kann. Momentan erscheinen uns folgende Bereiche aber besonders wichtig zu sein: Geodaten und Life Sciences.
Für die junge Generation ist der offene Umgang mit Technologien und Vernetzung heute selbstverständlich. Wie können die Älteren daran teilhaben?
In allen Generationen gibt es Veränderungen; wir sehen auch erstaunlich viele ältere Menschen, die sich zum Beispiel im Bereich des Web 2.0 einbringen. Dabei ist es natürlich so, dass erst die in den letzten Jahrzehnten entstandenen Technologien auf derart breiter Basis offene Strukturen ermöglichen. Diese Strukturen funktionieren nur dann, wenn breiten Kreisen Zugang zu ihnen ermöglicht wird. So werden Benutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit in Zukunft sicher noch größere Rollen als heute spielen.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen bzw. welche womöglich neuen Themenfelder greift die Innovationskonferenz "Berlin Open" in diesem Jahr erstmals auf?
Wirklich neu ist die Verknüpfung von Themen wie Life Sciences, Geodaten und Kultur. Wir haben den Anspruch, bereits behandelte Themengebiete und deren Akteure zusammen zu bringen und dadurch Synergien zu fördern.
Welche Highlights erwartet die Teilnehmer der Innovationskonferenz und was bieten Sie den Gästen außer Fachvorträgen und Diskussionen noch an?
Wir versprechen uns vor allem von den jungen Wissenschaftlern viel. Zudem ist es natürlich bemerkenswert, dass Google trotz der sonst zurückhaltenden Informationspolitik die Gelegenheit nutzt, auf der Berlin Open die eigene Offenheitsstrategie vorzustellen. Darüber hinaus bieten wir ein ansprechendes kulturelles Rahmenprogramm und einen exklusiven Veranstaltungsort direkt am Sommergarten der Messe Berlin.
Auf welche Referenten bzw. Diskussionsteilnehmer sind Sie persönlich besonders stolz? Gibt es "Leuchttürme" unter den Vortragenden, die Sie uns verraten?
Für die erste Berlin Open konnten insbesondere viele Referenten aus dem Ausland gewonnen werden. So dürfen wir Gäste aus den USA, Großbritannien, Österreich, Schweiz, den Niederlanden und Schweden begrüßen. Auch einige bekannte Namen aus der Region werden Sie im Programm entdecken. Es wäre aber wohl falsch, jetzt jemanden herauszugreifen - wir haben wirklich eine Menge Top-Leute bei der Konferenz!
Wenn "Openismus" in den kommenden Jahren eines der gesellschaftlichen Leitmotive sein wird, was kommt danach? Werden wir in Zukunft wieder ganz privat?
Wir glauben, dass Kooperation ein Kernelement von Offenheit ist. Und die Vorteile von Kooperationen werden bereits in großen Teilen der Gesellschaft gesehen und anerkannt - auch wenn es immer Gegenbewegungen geben wird. Ohne Offenheit geht es in Zukunft nicht mehr.
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