Wer: Prof. Dr. Gernot Wolfram Wann: Die., 23.06.2009; 16:45 - 17:15 Wo: Schnecke Abstract: In den letzten Jahren haben sich im Bereich des e-learnings und der Vernetzung von Hochschulen und akademischen Netzwerken neue und innovative Ansätze herausgebildet, um Akademiker und Studierende innerhalb von Projekten zusammenzubringen. Damit einhergehend zeigt sich vor allem, dass eine neue Form der Präsentation von akademischen Inhalten entstanden ist, deren Hauptmerkmale eine nicht-elitäre Form von Wissenschaftsverständnis sowie eine Emotionalisierung von Präsentationsstrukturen sind. Besonders durch die Kulturwissenschaften und das Kulturmanagement sind hier neue Impulse erfolgt, wie man beispielsweise Themen aus dem Musik- oder Literaturbereich so vermitteln kann, dass sie nicht nur theoretisch bewertet oder analysiert werden können, sondern auch als unmittelbares Erlebnis und als Erhellung des Augenblicks. Diese durch Diskussionsforen, Blogs, Youtube-Videos und interaktive Websites generierte Form der Präsentation hat jedoch allzu oft zur Folge, dass nur über die technischen Möglichkeiten der Vernetzung diskutiert wird und weniger über die Frage, was die Gründe für die als „Begleiterscheinung“ auftretende Emotionalisierung sind. Der Vortrag möchte dieser Frage nachgehen und anhand von Beispielen aus dem Musikbusiness und dem Literaturbetrieb zeigen, dass bestimmte Fragestellungen in den Wissenschaften erst durch die Musikindustrie (etwa durch die Musikvideos von David Bowie und Madonna im Bereich der Körperbilder- und Geschlechterforschung) sowie dem Literaturbetrieb (Paul Austers Bücher im Bereich des Identitätsdiskurses; Rainald Goetz` Romanpublikation im Internet etc.) relevant geworden sind. Der freie Zugang zu Quellen im Netz hat diese Entwicklung in hohem Maße beschleunigt. Internettrends werden somit viel schneller zum Inhalt akademischer Auseinandersetzung als das im Vor-Internet-Zeitalter der Fall war. So hat sich vielleicht am stärksten auf dem Feld der Kulturwissenschaften eine andere Form von Wissenschaftsverständnis entwickelt – eine Form der Auseinandersetzung, die nicht mehr vorrangig nach Theoriesystemen sucht, sondern vielmehr die Auswirkungen von Emotionen im Blick behält und auf welche Weise sie sich in der Netzcommunity verbreiten und somit eine neue Kultur der Offenheit hervorbringen. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Open Source als Faktor dieser Emotionalisierung diskutiert. Der Vortrag wird mit Musikvideobeispielen, die heute in der Lehre häufig eingesetzt werden, diese Gedanken und Thesen illustrieren. Vortragender: Prof. Dr. phil. Gernot Wolfram (FH), geb. 08.08.1975 in Zittau/Sachsen. Kulturwissenschaftler, Autor und Publizist. Er studierte an der Freien Universität Berlin Publizistik/Kommunikationswissenschaften und Neuere Deutsche Literatur. Forschungsschwerpunkte: Interkulturelle Körperbilder und Emotionalisierungsdiskurse, Fremdheitsdiskurse in der deutsch-jüdischen Literatur und Studien zur Genese des Fremdheitsbegriffs. Zahlreiche Lehraufträge im In- und Ausland, u.a. an der Universität Regensburg, der Intercultural Summer School Berlin (in Zusammenarbeit mit der Brandeis University) und der Neiße University Görlitz. Als Publizist arbeitete für DIE WELT, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel, Jüdische Allgemeine. Zur Zeit arbeitet er als Professor für Kulturwissenschaften an der Hochschule Kufstein(Tirol) und als Publizist in Berlin. <<< zurück
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